Süntelbuchen - Fagus sylvatica forma suntalensis.
Gisela Conrad schreibt 2002 in Gera:
"Einst wuchsen im Süntel und Deister
bizarre Baumgestalten.
Doch hat man den Buchenheister
für Teufelswerk gehalten.
Zu Asche haben sie verbrannt
die Struwwelpeterbuchen.
Rar sind sie nun und unbekannt,
nur wenige noch hierzuland´.
Man muß sie heute suchen!"
Tja, auf den Punkt gebracht. Die Süntelbuche hat ihren Namen von dem Bergstock „Süntel“ im Weserbergland, wo es einen großen Bestand an den außergewöhnlich aussehenden Bäumen gab.
Die Süntelbuche ist eine seltene Varietät der Rotbuche. Sie wächst jedoch sehr krüppelisch, im Drehwuchs, mit Astschlaufen und Hexenbesen und wird nicht höher als 15 Meter. Sie wurden auch Hexen- oder Teufelsholz genannt. Für viele Menschen waren sie unheimlich, doch selbst wenn sie sie nicht bedrohlich fanden, hatten – und haben – Waldbesitzer keine Freude an den Bäumen, denn man kann das Holz nicht wirklich verwerten. 1843 kam das Aus für die Süntelbuchen auf dem Süntel – der Bestand wurde abgeholzt und verbrannt.
Der Bestand der Süntelbuchen in Deutschland lässt sich heute leicht überschauen (http://www.suentelbuchen.de/10630/18801.html). Viele der bestehenden Süntelbuchen wurden in Parks oder auch in Privatgärten angepflanzt.
Wie überraschend, dass es in meiner Nachbarschaft in Kelkheim, eine natürliche Population von ca. 40 Süntelbuchen gibt. Wie sie dort hingekommen sind, liegt im Dunkeln. Sie sind zwischen 50 bis 80 Jahre alt und bei meinem heutigen Besuch erschien es mir, dass es auch schon jüngere Nachkommen gibt.
Die Entstehung der Süntelbuche ist mehr oder weniger immer noch ein Geheimnis, das weder Wissenschaftler, Züchter oder Waldspezialisten bis jetzt ganz lüften konnten. Mir gefällt das Wissen der Skandinavier am besten, die nämlich die Trolle für den verrückten Wuchs der Buchen verantwortlich machen.
Grundsätzlich steht aber fest, dass die Wuchsform eine Veränderung der Erbanlagen ist. So sind die manchmal ebenfalls recht verkrüppelt wachsenden Hude- oder Kopfbuchen nicht erblich verändert.
Spannend ist dabei, dass nicht aus jeder Süntelbuchen-Buchecker auch wieder eine Süntelbuche wird. Auch ganz normale Rotbuchen können aus ihnen entstehen. Weniger als die Hälfte der Bucheckern ergeben wieder richtige Süntelbuchen. Dafür können sie sich aber durch Absenker und Wurzelbrut vermehren. Süntel- und Rotbuchen können sich auch gegenseitig befruchten, sodass man im Wald auch Mischformen findet.
Heute wird die Süntelbuche wieder vom Menschen bewusst vermehrt – am erfolgreichsten ist dabei das Pfropfen. Deshalb ist die Süntelbuche auch nicht mehr vom Aussterben bedroht. Dennoch ist es für mich unglaublich, dass dieser wertvolle und äußerst seltene Bestand in Kelkheim nicht unter besonderem Schutz steht (da muss ich doch mal in Aktion treten…).
Auf dem Waldstück in Kelkheim wurden gerade Bäume gefällt. Lobenswert, dass viele der Süntelbuchen (vom Förster wahrscheinlich) sehr auffällig mit Flatterband gekennzeichnet wurden. So kam es kaum zu Beschädigungen. Einen besonderen Schutz fände ich trotzdem gut, denn auch hier in Kelkheim wurden vor vielen Jahren Süntelbuchen gefällt, da man glaubte, dass diese Bäume einfach nur wertlose Krüppelbuchen seien. Das darf natürlich niemals wieder vorkommen!
Wenn dich die Süntelbuche interessiert, dann kannst du auf dieser Seite ALLES über diese Buchenart lesen, noch dazu sehr skurrile Dinge oder Literarisches – eine tolle, gut gepflegte Seite: http://www.suentelbuchen.de/.
Möchtest du die Süntelbuchen in Kelkheim besuchen, schreibe mir bitte eine Nachricht über Kontakt. Ich möchte den genauen Ort hier erst einmal nicht veröffentlichen. Aber ich halte dich auf dem Laufenden mit meinen Bemühungen, einen Schutz für die Süntelbuchen zu erreichen – vielleicht hat eine/r von euch ja auch einen Tipp für mich, wie ich dabei am besten vorgehe.
In der Nähe in Bad Homburg gibt es übrigens auch eine Süntelbuche, das Krausbäumchen, ein Naturdenkmal in der Krausbäumchenschneise.